Heizen und Warmwasserbereitung verbrauchen viel Energie – vor allem wenn die falsche Heizungsanlage eingebaut ist. Hinzu kommt der ökologische Aspekt: Im Unterschied zur Stromerzeugung überwiegt in Österreich im Wärmebereich weiterhin die Nutzung fossiler Energie mit einem Anteil von rund 60%. Ein wichtiges Klimaschutzziel ist der Umstieg auf nachhaltige und effiziente Heizsysteme.
Wer ein Haus neu baut oder saniert, der sollte sich daher einige Gedanken über die dafür notwendige Haustechnik machen. Gas, Holz, Wärmepumpe, Fernwärme: Es gibt zahlreiche Varianten, wie Sie Ihr Heizsystem gestalten können.
Eine umweltfreundliche und effiziente Patentlösung gibt es jedoch nicht. Nicht jede Heiztechnik eignet sich gleichermaßen für jedes Gebäude. Voraussetzung für geringen Verbrauch und niedrige Schadstoffwerte ist eine möglichst exakt auf das Haus und den Heizbedarf abgestimmte Anlage.
Bei einem Neubau besteht der Vorteil, dass die gesamte Technik als System geplant werden kann und von Grund auf neu installiert wird. Bei der Sanierung muss man sich dagegen häufig mit gegebenen Verhältnissen arrangieren, um sein Eigenheim möglichst effizient zu heizen.
Wärmepumpen sind beliebt im Neubau
In Österreich sind nach den Angaben des Verbands Wärmepumpe Austria bereits mehr als 300.000 Wärmepumpen in Betrieb und entlasten die Umwelt jährlich um etwa 600.000 Tonnen CO2. Im Neubau zählt die Wärmepumpe bereits zu den am meisten verwendeten Heizsystemen. Dies verstärkt den Eindruck, dass Wärmepumpen nur für Neubauten geeignet sind.
Aber auch in einem Altbau kann sich der Einsatz der Wärmepumpe durchaus lohnen – wenn die Voraussetzungen stimmen. Zu diesem Ergebnis kommt auch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE anhand einer Felduntersuchung im Jahr 2019.
Wärmepumpen erreichen auch in Bestandsgebäuden Arbeitszahlen, die ihnen Vorteile gegenüber fossil betriebenen Heizungen verschaffen. Damit die Wärmepumpe richtig effizient arbeitet, sind jedoch einige Punkte zu beachten.
Wärmepumpe: Optimale Bedingungen im Neubau
Neubauten haben grundsätzlich gute energetische Werte und einen dementsprechend geringen Wärmebedarf. Das sind genau die Bedingungen, unter denen Wärmepumpen ihr Potenzial am besten ausspielen können.
Wärmepumpen sind umso effizienter, je kleiner die zu überbrückende Temperaturdifferenz zwischen dem angezapften Wärmereservoir und der Heizung ist. Daher sorgt die Wärmepumpe in einem gut gedämmten Haus mit einem Heizsystem, das mit einer niedrigen Vorlauftemperatur auskommt, kostensparend für angenehme Raumwärme. Flächenheizungen wie Fußboden- oder Wandheizungen mit einer maximalen Vorlauftemperatur von etwa 35 Grad sind wie geschaffen dafür.
Einflussfaktoren auf die Effizienz einer Wärmepumpe
Die Effizienz und damit die Stromkosten einer Wärmepumpe sind von zahlreichen weiteren Einflüssen abhängig:
- Nutzerverhalten: Klären Sie Eckdaten wie die gewünschte Raumtemperatur oder den Warmwasserbedarf. Denken Sie dabei auch langfristig und beziehen Sie die Familienplanung, eine mögliche Erweiterung des Hauses etc. mit ein.
- Genaue Berechnung der Heizlast: Erfahrungs- und Schätzwerte führen oft zu überdimensionierten Anlagen. Erst eine Berechnung der Heizlast gemäß ÖNORM EN 12831 führt zur passenden Wärmepumpe.
- Geeignete Wärmequelle: Wasser, Erdreich oder Luft? Wählen Sie die Wärmequelle mit der höchsten Temperatur – falls die Erschließung möglich und wirtschaftlich vertretbar ist.
- Qualität der Anlage: Das „EHPA-Wärmepumpen-Gütesiegel“ legt einheitliche Qualitätsstandards für Hersteller von Wärmepumpenanlagen fest. Beim Kauf einer Wärmepumpe sollte man auf diese Zertifizierung achten.
- Richtige Abstimmung: Nur optimal eingestellt kann die Wärmepumpe sowie alle anderen Heizsysteme effizient arbeiten. Dem hydraulischen Abgleich – der vom Fachmann durchgeführt wird – kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Er stellt sicher, dass in der Anlage alle Komponenten perfekt aufeinander eingestellt sind und sich in jedem Heizkörper zu jeder Zeit die richtige Menge an Heizwasser befindet. Ein hydraulischer Abgleich erhöht die Energieeffizienz um bis zu 15%.
- Richtiges Monitoring: Erst Daten über Wärmemengen, Stromverbrauch und Betriebsstunden machen die Effizienz der Wärmepumpenheizungsanlage sichtbar.
Weitere Informationen: "5 Tipps: So arbeitet Ihre Wärmepumpe effizient"
Wann eignet sich eine Wärmepumpe für den Altbau?
Wer seine Heizung zukunftsfit machen will, dem empfehlen Experten zuallererst eine Gebäudesanierung. Denn durch eine gezielte Dämmung wird – vorerst unabhängig vom gewählten Heizsystem – auf einen Schlag viel weniger Energie beim Heizen benötigt.
Der erste Schritt zu einer effizienten Heizung ist ein gut gedämmtes Gebäude.
Laut Österreichischer Energieagentur sind in einem sanierten Gebäude sowohl Heizkosten als auch CO2-Emissionen um rund 50% niedriger als in einem unsanierten Gebäude. Erst der nächste Schritt ist die Modernisierung des Heizsystems.
Welche Wärmepumpe eignet sich im Altbau am besten?
Bei Altbauten ist üblicherweise mit einem höheren Wärmebedarf als bei Neubauten zu rechnen. Erdwärmepumpen erreichen in der Regel höhere Jahresarbeitszahlen als Luftwärmepumpen, arbeiten also effizienter, wodurch sie geringere Betriebskosten verursachen. Dieser Effizienzvorteil kann sich gerade bei Altbauten rechnen und den höheren Erschließungsaufwand für die Erdwärmenutzung rechtfertigen.
Daher sollte man prüfen, welche Möglichkeiten das Grundstück bietet. Soll oder muss der Garten vielleicht sowieso neu angelegt werden? Gibt es ausreichend Platz für einen Flächenkollektor bei Erdwärmepumpen? Als Faustregel für diesen Wärmepumpentyp gilt: Die Kollektorfläche sollte ungefähr das 1,5-Fache der zu beheizenden Wohnfläche groß sein.
Sie wollen Ihre Ölheizung austauschen? Alle Infos dazu finden Sie unter "Ölheizung raus: Ist eine Wärmepumpe die richtige Alternative".
Ist eine Fußbodenheizung erforderlich?
Eine Fußboden- oder Wandheizung ist nicht zwingend erforderlich. Es kann schon ausreichen, einzelne Radiatoren durch flächenmäßig größere auszuwechseln, um eine deutliche Absenkung der Vorlauftemperatur zu erzielen. Ob dies ausreicht, können Energieberater mit einer Heizlastberechnung feststellen.
Kann die Wärmepumpe mit einer bestehenden Heizung kombiniert werden?
Auch für einen lediglich teilsanierten Altbau kann eine passende Wärmepumpe gefunden werden. Bei der Heizungsmodernisierung sind bivalente Systeme in diesem Fall eine Überlegung wert – insbesondere, wenn die vorhandene Heizungsanlage noch intakt und nicht veraltet ist. Durch eine intelligente Regelungstechnik kann die Wärmepumpe dann stets im hocheffizienten Bereich betrieben werden. Die bestehende Anlage springt dann nur bei Spitzenlast ein, wenn die Wärmepumpe aufgrund niedriger Quellentemperaturen zwischenzeitlich weniger wirtschaftlich arbeitet.
Mit einer Wärmepumpe den Keller entfeuchten
Wärmepumpen können nicht nur zum Heizen, sondern auch zur reinen Warmwasserbereitung als sogenannte Brauchwasserwärmepumpen eingesetzt werden. Diese entziehen die Wärme meist aus der Kellerluft. Der Nebeneffekt: Der Keller wird gekühlt und entfeuchtet.
Fazit
Im Neubau können die Vorteile einer Wärmepumpe am besten genutzt werden. Das heißt jedoch nicht, dass sie deswegen bei einer Haussanierung nicht infrage kommen kann. Es kann für nahezu jeden Altbau eine passende Wärmepumpenlösung gefunden werden.
Die Umstellung auf eine Wärmepumpe bei einer Haussanierung bedarf mitunter umfangreicher Arbeiten. Im ersten Moment klingt das abschreckend, der Aufwand kann sich aber durch deutlich niedrigere Betriebskosten nach wenigen Jahren lohnen.
Sowohl beim Neu- als auch beim Altbau ist wichtig, die individuellen Gegebenheiten des Hauses, des Grundstücks und die Wünsche der Bewohner bei einem Vor-Ort-Termin von einem erfahrenen Wärmepumpenprofi abgleichen zu lassen. Die Experten der Kelag helfen Ihnen dabei gerne weiter.
